Interviewtraining: So reagiere ich richtig, wenn ich vom Reporter „gegrillt“ werde
Dieses Interview wird SPD-Politiker Philipp da Cunha (35) so schnell nicht vergessen.
Der Parlamentsgeschäftsführer der Meck-Pomm-SPD wurde vom NDR unter anderem dazu befragt, was ein Bürger-Dialog seiner Fraktion den Steuerzahler gekostet hat und warum es ausgerechnet in einem Hotel stattfinden musste, das dem Ehemann der Vize-SPD-Fraktionschefin im MV-Landtag gehört.
Meine Blitzanalyse zu da Cunhas Taktik
Die Strategie des Politikers: herunterspielen, ausweichen, wiederholen. Drei Fehler:
- Die Frage des NDR-Reporters ist kurz und knapp: Warum fand das Event in diesem Hotel statt und was hat das gekostet? 13 (!) Sätze ist die Antwort lang. Der Politiker verschachtelt seine Antwort mit unzähligen Nebensätzen. Er rechtfertigt sich.
- Zweitens die Formulierung „ortsüblich“. Was soll das heißen?
- Drittens: Insgesamt zehnmal fragt der hartnäckige Reporter nach den Kosten. Wie eine Schallplatte wiederholt da Cunha seine gelernte Phrase und schafft den Exit nicht.
Eins macht da Cunha richtig: Er bewahrt die Ruhe.
Ich werde „gegrillt“? So reagieren Sie richtig!
Partei-Ausgaben auf Kosten des Steuerzahlers, eine Event-Buchung mit Verwandtschaftsbezug – ein gefundenes Fressen für die Medien.
Das Wichtigste ist ein gutes Eingangsstatement: maximale 5 Sätze, sendetauglich, d.h. nicht länger als 35 Sekunden.
Zur heiklen Kostenfrage: Wenn der Preis für Location und Catering „ortsüblich“ waren, dann kann man auch gleich die Zahlen nennen und so die Diskussion beenden.
Alternativ: „Ich verstehe ihre Frage, aber das ist das, was ich Ihnen momentan hierzu sagen kann.“ Oder: „Die genauen Kosten reiche ich gern nach.“
Korrekt ist, dass wenn Reporter mehrfach dieselbe Frage stellen, man bei seiner Standardantwort bleiben sollte. Aber spätestens beim dritten Mal muss man den Exit schaffen: „Sie haben mir dreimal dieselbe Frage gestellt und ich habe sie Ihnen auch beantwortet. Vielen Dank.“
Das Fazit
Ein Reporter kann unangenehme Fragen stellen, wie er will – der Interviewte muss seinen Kopf aus der Schlinge ziehen! Nicht endlos drumherum reden, offensiv das Problem ansprechen, etwa: “Die Summe ist nicht öffentlich, ich bitte um Verständnis“ oder“Ich kann die Summe hier und jetzt nicht nennen, werde sie nachreichen, sobald sie freigegeben ist“. Das Ziel: Die Oberhand behalten, in den Lead gehen und souverän aus der Sache rauskommen.
Schwierig? Ja, aber machbar.
Interviewtraining mit Sandra Pabst
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